Sonntag, November 12, 2006

UNWARHEITEN

Es ist erstaunlich, wie selten in allen Medienbeiträgen zum Thema Unterschicht auf die Ursprünge eingegangen wird. Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts war allen, die sich informieren wollten, schon klar, daß nicht nur durch Produktionsverlagerungen, sondern besonders durch den Vormarsch der Industrieroboter eine immer schneller steigende Arbeitslosigkeit der Fall sein würde. Meine "anarchistische" Idee, die Roboter - ähnlich der Lohnsteuer für die wegfallenden Arbeitsplätze mit einer Steuer zu belegen, erzeugte natürlich - auch in linken Kreisen - nur Gelächter. Mit diesem Steuergeld wäre es möglich neue Arbeitsplätze im Sozialen zu schaffen, wie Altenpflege, Bildung, Krankenpflege, Betreuung, Landwirtschaft etc. Dazu einige Fakten: Schon Anfang der 80er Jahre gab es in NRW etwa 10.000 arbeitslose Lehrer, heute haben meine 3 Töchter auf Kölns bestem Gymnasium ca 20% Stundenausfall. Eine jüngste Studie zeigt, daß ein völliges Umstellen unsere Landwirtschaft auf Öko etwa 100.000 Arbeitsplätze schaffen würde, ohne daß wir Lebensmittel einführen müßten. Vor 20 Jahren hatten Pfleger für die Versorgung alter Menschen 30 Minuten Zeit, heute sind es weniger als 15 Minuten - da kann man die nur noch ins Bett kacken lassen. Als 1988 meine Tochter geboren wurde, kamen schon 70% der Schwestern aus den Phillipinen, zum Bruchteil der deutschen Lohnkosten.
Ergo, wenn nicht in dieser Form umgedacht wird um neue Arbeitsplätze zu schaffen, bleibt nur noch die Konsequenz sich mit 30 % Unterschichtsmenschen ab zu finden. Gebraucht werden sie nie mehr, sind aber ziemlich teuer. Da man sie aber nach heutigen Ansichten nicht einfach "entsorgen" sprich umbringen kann, werden sie kriminalisiert - in den letzten 10 Jahren haben sich in allen "zivilisierten" Staaten die Ausgaben für Polizei und Gefängnis verdoppelt. Von oben ständig beschimpft und beleidigt werden sie in Ghettos gepfercht und a la Römisches Reich mit Brot und Spielen - siehe das große Ablenkungsmanöver Fußball WM - zufrieden gehalten. Weiteres bei Zygmunt Baumann: Verworfenes Leben, Hamburg 2005

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